Genossenschaft  Radrennsportfreunde Schaffhausen           




Den Velosport und das Radfahren hat Wanja Russenberger in seinen Genen

Schaffhauser Nachrichten 22. Sept.2021            Daniel F. Koch

Der Name Russenberger hat in der Region Schaffhausen Gewicht. Die meisten denken dabei sofort an Velos und Radsport. Mit Wanja Russenberger macht sich die nächste Velosportlergeneration daran, sich auf den grossen Radsport vorzubereiten. Daniel F. Koch RAD. «In meinem Leben hat sich schon immer alles ums Velofahren gedreht», sagt Wanja Russenberger. Die vielen Velotouren mit der Familie und Vater Roland haben ihn bereits als Kind geprägt. Jetzt schickt sich der 18-jährige Merishauser an, die Familientradition fortzusetzen. Denn der Name Russenberger steht für erfolgreichen Radsport auf beruflicher Basis.

 Radsportfamilie Russenberger
So war Wanjas Grossvater Armin Russenberger in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts Profi. Die Schweizer Landesrundfahrt fuhr der Schaffhauser an der Seite der damaligen Radhelden Ferdy Kübler, Hugo Kobelt, Fausto Coppi oder Gino Bartali. Auch die vier Söhne waren begeisterte Velofahrer. Vor allem Marcel und Hansueli traten in die Fussstapfen des Vaters. Marcel Russenberger startete als Profi an der Tour de France, am Giro d’Italia, an den Radklassikern Paris-Roubaix oder der Flandern-Rundfahrt und vielen anderen Rennen. Zudem war er Mitglied der Radquer und Mountainbike-Nationalmannschaft und vertrat die Schweiz an diversen Titelkämpfen. Tochter Sophie tat es ihrem Vater, der seit vielen Jahren in den USA lebt, gleich. Im Jahr 2018 wurde sie in der Altersklasse U23 US-Vizemeisterin im Radquer. Hansueli Russenberger wiederum war in der Schweiz ebenfalls als Strassenfahrer und Radquerfahrer in der nationalen Spitze vertreten. Als Mountainbiker der ersten Stunde prägte er die Rennszene in dieser boomenden Wettkampfart Ende der 1980erJahre entscheidend mit. Hierbei  erinnert sich die Familie gerne an den  Doppelsieg am Bike-Masters der Brüder  Hansueli und Marcel. 1988 eröffnete der  gelernte Fahrradmechaniker Hansuli  Russenberger im Heimatdorf ein Velo- Fachgeschäft. «Die Leidenschaft für den Radsport ist bis heute ungebrochen und Teil unserer GeschäftsPhilosophie», schreibt Hansueli Russenberger. Darum ist es ihm ein Anliegen, nicht nur die Talente aus der eigenen Familie zu fördern, sondern sich generell für den Nachwuchs zu engagieren.

 Bester Schaffhauser der Rennserie
Dieses Gen ist auch bei Wanja Russenberger sehr ausgeprägt. In dieser Saison konnte sich der 18-Jährige der heimischen Szene präsentieren. Denn bei der Mittwochabend-Rennserie wurde er nicht nur Zweiter, er war auch dank regelmässiger Starts und guter Resultate der beste Schaffhauser in der Gesamtwertung. Damit zahlt sich jetzt aus, was er sich vorgenommen hat. Sein Ziel ist, wie in der Familie üblich, vom Velosport leben zu können. Wie das geht,hat er in der eigenen Familie erlebt. Als kleiner Junge hat er sich am grossen Bruder Leon orientiert. Vom Vater und seinen Onkeln erhielt er immer wieder gutgemeinte Ratschläge. Von seinen Trainingskollegen und ehemaligen Profis Lukas und Mario Spengler oder Patrick und Reto Müller erhielt er aber auch einen Einblick, was es bedeutet, wenn man sich aufmacht, dereinst in der Radsportszene Fuss zu fassen.«Ich bin bereit dazu», sagt Wanja Russenberger. Denn ein Leben als professioneller Radsportler ist hart und entbehrungsreich. An die grossen Gagen kommt man erst nach einer Ochsentour und sehr viel persönlichem Einsatz. «Ich möchte diesen Weg begehen, und zwar Schritt für Schritt», sagt Russenberger.

 Schritt für Schritt nach oben
Der gelernte Fachmann für Betriebsunterhalt hat mittlerweile sein Arbeitspensum auf 50 Prozent reduziert, um sich ganz seiner Sportkarriere zu widmen. Er hat für einen aufbauenden Trainingsaufwand einen Trainer, der ihm die Pläne erstellt. Wichtig ist Wanja Russenberger, dass er nicht nur seine Trainingsstunden auf dem Rad absolviert, sondern auch genügend Entspannungsphasen einbaut. «Ganz wichtig ist die richtige Dosierung»,  sagt er. Viel Schlaf sei wichtig und auch Dinge, die mit dem Radfahren nichts zu tun haben, aber den Verstand schärfen. Auch sportlich hat der angehende Profi ein klares Konzept vor Augen. «Die nächsten Schritte sind, viele Rennen zu fahren. Ich möchte Erfahrungen und dabei Elitepunkte sammeln», sagt er. Das wird in seiner Situation in der Kategorie U23 sein. Denn im Jahr 2023 möchte er in der Elitekategorie antreten. Und sich dann weiterentwickeln. Das bedeutet: Dank der eingefahrenen Punkte sich attraktiv machen für ein Radsportteam der nächst höheren Klassierung, um sich mittelfristig einen Platz in einem Worldtour-Team zu sichern. Das alles soll aber nicht hopplahopp geschehen, sondern eine nachhaltige Entwicklung beinhalten.

 «Ein Teil von mir selbst»
Doch welchen Stellenwert  hat das Velofahren für Wanja Russenberger?  «Ich habe nie etwas anderes gesucht. Das Velofahren ist ein fixer Bestandteil von mir», beschreibt der junge Velosportler die Faszination des Sports auf ihn. «Es ist ein fixer Bestandteil von mir», erklärt er. Und diese Seite seines Daseins möchte er noch deutlich weiterentwickeln.  Dass dafür auch viel Detailarbeit zählt, weiss Wanja Russenberger. So ist ein Spruch, den er seit Kindertagen verinnerlicht hat, von seinem Vater noch immer so etwas wie ein ehernes Gesetz. «Ein dreckiges Velo wird nicht eingeladen», hat er gelernt. Und so ist es für den Zweiradsportler ein innerer Drang, vor jedem Rennen sein Sportgerät auf Hochglanz zu bringen.

«Trend zum Hobbysport ohne Wettkampfbeteiligung»
   Schaffhauser Nachrichten 22. Sept.2021                Daniel F. Koch

Markus Spengler, derzeit findet in Flandern die Strassen-WM statt. Sie kennen die meisten Schweizer Vertreter persönlich. Schmerzt es, dass niemand aus dem Schaffhauser Verband aufgeboten ist?
Markus Spengler: Nein, das war zu erwarten. Vor ein paar Jahren hatten wir in Schaffhausen eine «Hochburg», was die Rennfahrer in den Nachwuchskategorien betraf. Mit den Brüdern Reto und Patrick Müller sowie Mario und Lukas Spengler waren in den jüngeren Kategorien oft mehrere vertreten an Grossanlässen. Dass dies mit dem Kategorienwechsel und inzwischen Aufgabe des Rennsports nicht mehr so ist, war eigentlich voraussehbar. Die zur Zeit noch aktiven Jüngeren (Reto und Mario) dieses Quartets müssten bei den Profis/ Elite fahren. Aus verschiedenen Gründen, unter anderem auch coronabedingt, konnten beide diesen Schritt nicht vollziehen. Wanja Russenberger muss man diesbezüglich noch Zeit lassen. Er muss aber nächstes Jahr bereits bei den U23 starten und als jüngster Jahrgang wird er dann ohnehin wieder Lehrgeld bezahlen.

Wie ist es grundsätzlich um den Fahrernachwuchs in der Region bestimmt? Ihre Söhne Lukas und Mario waren bzw. sind ja Profis. Gibt es noch andere?
Spengler: Mit Ausnahme von Wanja Russenberger können wir in naher Zukunft keine grossen Erwartungen haben. Wenige Nachwuchsfahrer gibt es, deren Entwicklung noch abzuwarten ist.

Das regionale Radsport-Schaufenster, die beliebte Mittwochabend-Rennserie, zieht viele Radsportler an, aber leider nur wenige aus unserer Region. Wie sieht Ihr Fazit für die Ausgabe 2021 aus und sehen Sie Entwicklungsmöglichkeiten?
Spengler: Zum Glück haben wir einen so guten Zuspruch aus dem süddeutschen Raum, sonst wäre eine Durchführung der Mittwochabendrennen fraglich. Wir hatten viele verschiedene Teilnehmer, die allerdings zum Teil nur einmal kamen. Insgesamt sind wir mit der Saison zufrieden, es war ja auch nicht oft «Traumwetter». Für nächstes Jahr planen wir, mit dem eigentlich Bewährten weiterzufahren – mit hoffentlich Start Anfang Mai.

Derzeit steht der Schweizer Radsport international betrachtet gut da. Hoffen Sie, dass sich das einmal im Interesse von jungen Talenten in der Region widerspiegelt?
Spengler: Ganz allgemein läuft im Moment eher ein Trend zum Hobbysport ohne Wettkampfbeteiligung, dies trotz eines Fitnessbooms. Eine solche Entwicklung ist im Lauf- wie auch Radsport oder dem Triathlon zu beobachten trotz eines erhofften Nachholbedarfs an Wettkämpfen. Ein Grund mag sicher auch die Zertifizierungspflicht (GGG) sein. Wie sich dies auf die Jüngeren auswirkt, ist nicht voraussehbar und muss man abwarten.

Sucht Swiss Cycling Schaffhausen auch den Kontakt zu den Schulen, um dort weitere Talente zu finden?
Spengler: Zu den Schulen pflegen wir keine Kontakte. Der VMC Wilchingen bietet zum Beispiel an schulfreien Nachmittagen Trainings an, dies mit Erfolg. Es braucht halt eben engagierte Leute, die Zeit und Lust haben.

Wie kann der regionale Radsport weiter attraktiviert werden? Gibt es Bestrebungen, regionale Rennen wieder zu beleben?

 Spengler: Der beste Einstieg für Neueinsteiger in den Rennsport oder solche, die es einfach mal versuchen möchten, bleiben die Mittwochabend- und EKS-Cup-Rennen im Mountainbike. Nächstes Jahr wird eine Junioren-EM im Hallenradsport in Beringen stattfinden, zwar keine RennsportVeranstaltung, aber auch ein Höhepunkt. Mein Stammverein RRC Diessenhofen plant wieder, am Auffahrtstag ein Rundstreckenrennen zu organisieren.  

 



Vielen Dank für ihr Interesse!

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